Eigentlich hatten wir das Jahr abgeschlossen (siehe auch Jahresabschlussfeier) und freuten uns auf die Feiertage im Kreis der Familie.
In Anbetracht stark steigender Pegelstände, sowohl in der Innerste als auch der Leine drohte ab dem 23.12.2023 im Stadtgebiet Sarstedt und den angrenzenden Eingemeindungen jedoch Hochwasser.
Infolgedessen war unser Ortsverband in den nächsten 13 Tagen nahezu durchgehend und rund um die Uhr gefordert.
Am Abend des 22.12.2023 wurde die Ortsverbandsführung zunächst in erste Abstimmungen der Einsatzleitung in der Feuerwehr Sarstedt mit eingebunden.
Zur Vorbereitung auf die prognostizierten Pegelstände wurde am 23.12.2023 die Bergungsgruppe und die Fachgruppe Notinstandsetzung und Notversorgung zur Errichtung von Hochwasserschutzanlagen an vier Stellen im Stadtgebiet Sarstedt eingesetzt. Hierzu wurde neben Sandsäcken auch auf das bei der Stadt gelagerte Aquariwa-System zurückgegriffen. Die Arbeiten wurden bei teilweise widrigsten Witterungsbedingungen durchgeführt und dauerten den ganzen Tag.
Ab Heiligabend war unsere Unterkunft bis einschließlich 30.12.2023 durchgehend mit teilweise vier Personen im Schichtdienst besetzt.
Unterstützt wurden wir hier von Führungskräften unseres Nachbarortsverbandes Peine.
Durch den Stab wurden in dieser Zeit bis zu 80 THW Einsatzkräfte koordiniert bzw. unterstützt.
Mit steigenden Flusspegeln überstiegen die erforderlichen Pumpleistungen auch die Möglichkeiten unseres Ortsverbandes.
Schnell wurden unterstützend die Ortsverbände Elze und Peine sowie in der Folge auch Hildesheim sowie Salzgitter aus der näheren Umgebung hinzugezogen.
Aus anderen Länderverbänden kamen die Ortsverbände Wolfshagen und Apolda sowie ein kompletter Fachzug Wasserschaden Pumpen mit fast 50 THW Kräften aus dem Länderverband Hessen, Rheinland Pfalz, Saarland mit hoher Motivation zur Hilfe. Unter der Regie des Fachzuges wurden in unserem Einsatzgebiet auch neben der dem Fachzug angehörigen großen Haveriepumpe der Marke Börger noch eine weitere des Ausbildungszentrums Hoya betreut. Somit waren von bundesweit nur fünf vorhandenen Pumpen dieses Typs allein zwei bei uns eingesetzt.
Zur Unterstützung der permanent installierten Messpegel an Leine und Innerste wurden durch die Trupps Mobiler Hochwasserpegel aus Bremen und Apolda, an von der Einsatzleitung bestimmten Orten, zusätzliche Hochwasserpegel installiert und betrieben. Die anschließend rund um die Uhr digital einsehbaren Werte waren eine wertvolle Zusatzkomponente zur Lagebeurteilung.
Die Verpflegung aller eingesetzten Kräfte wurde durch Fachgruppen Logistik Verpflegung aufrechterhalten. Zu Spitzenzeiten konnten so bis zu 400 Personen verpflegt werden.
Am Gebäude der Feuerwehr Sarstedt wurde die Satellitenschüssel der Fachgruppe Führung und Kommunikation aus Osterode installiert. Durch diese Maßnahme war die Erreichbarkeit der Einsatzleitung auch im Falle eines Ausfalls des Telekommunikationsnetzes sichergestellt.
Die ortseigenen Kräfte zogen sich auf die allgemeine im Hintergrund notwendige Logistik zurück. Mit der vorhandenen mobilen Tankanlage versorgten wir in regelmäßigen Abständen die arbeitenden Pumpen und Aggregate mit Kraftstoff. Binnen kürzester Zeit wurden Ersatzteile für einen LKW und eine Großpumpe organisiert und den Einheiten zugeführt. Die Hochwasserschutzanlagen wurden durch unsere erfahrenen Kräfte immer wieder auf Vollständigkeit und Dichtigkeit kontrolliert und wo notwendig angepasst oder ausgebessert. Unser Baufachberater begutachtete und beurteilte die Standfestigkeit einer Brücke über die Leine. Permanent waren teilweise mehrere Fachberater des Ortsverbandes gleichzeitig im engen Austausch zwischen der Einsatzleitung und den externen THW Kräften eingebunden.
Darüber hinaus wurde einer unserer Technischen Berater Hochwasserschutz und Deichverteidigung zur Unterstützung auch nach Verden und Elze entsandt.
Um die erbrachten Leistungen in Zahlen zu fassen:
Über 183 Millionen Liter Wasser wurden in der Spitze pro Tag bewegt.
Das entspricht 73 Füllungen des Sarstedter Freibades!
Allein durch die Pumpen des Fachzuges Wasserschaden Pumpen stand in der Spitze eine Förderleistung von 82.000 l/min zur Verfügung.
Alle Arbeiten wurden im Schnitt von 80 THW Kräften pro Tag bewerkstelligt.
Allein aus Sarstedt waren insgesamt ca. 50 HelferInnen an diesem Einsatz beteiligt.
Am 27.12.2023 machte sich THW-Präsidentin Sabine Lackner ein Bild von der Großschadenslage in Niedersachsen und war dazu auch in der Feuerwehr Sarstedt zu Gast.
Im Beisein des THW Landesbeauftragten, Manuel Almanzor, der Bürgermeisterin der Stadt Sarstedt, Heike Brennecke, sowie des Ortsbeauftragten, Dr. Christian Rathke überreichte Sie hierbei dem Stadtbrandmeister von Sarstedt, Jens Klug, das THW-Helferzeichen in Gold, eine Auszeichnung für „besondere Verdienste um das Technische Hilfswerk“. Jens Klug setzt sich seit langem für die Zusammenarbeit der beiden sich gut ergänzenden Hilfsorganisationen ein. So die Begründung zu dieser Ehrung, die mit sichtlicher Rührung entgegengenommen wurde.
Anschließend verschaffte sich der Landesbeauftragte, Manuel Almanzor, einen Eindruck über die THW Lage in der Unterkunft des Ortsverbandes. Er zeigte sich beeindruckt und bedankte sich für die geleistete Arbeit.
Auch wir sagen VIELEN Dank …
… der Feuerwehr Sarstedt und allen anderen Hilfsorganisationen aus Sarstedt für die gute Zusammenarbeit.
… unseren eigenen Helferinnen und Helfern für unermüdlichen Einsatz und hohes Engagement.
… Ihren Familien, die Weihnachten ohne Ihre Lieben verbracht haben.… allen externen THW Kräften: Euer motivierter und professioneller Einsatz war ein großer Beitrag zum Erfolg.
… und ganz besonders der Sarstedter Bevölkerung für die Versorgung mit Lebensmitteln inklusive Weihnachtsplätzchen. Diese Form der Anerkennung ist für uns ehrenamtlich eingesetzten Kräfte der schönste Lohn für unser Tun!